Mittwoch, 25. Februar 2015
Warren Buffett goes shopping
Warren Edward Buffett, der Star-Investor aus Omaha, geht in Deutschland auf Einkaufstour. Er kann sogar alles bar bezahlen, so milliardenschwer ist seine Kasse.
Die erste Firma im Einkaufswägelchen kommt aus Hamburg und ist ein Motorradzubehörhändler. Das klingt jetzt nicht so spannend. Wahrscheinlich denkt er sich, bei zerfallender Infrastruktur im Strassen- und Brückennetz sind Motorräder im Vorteil.
Da er auch ein Händchen für schwierige Investments hat, könnten wir ihm auch gleich unsere Autobahnen anbieten. Vorteil wäre, dass eine vernünftige Mautregelung nicht lange auf sich warten liesse. Weiterer Vorteile: wir könnten den Verkehrsminister, einige Staatssekretäre und Ministerialdirigenten einsparen.
Mögliche Alternativen oder zusätzliche reizvolle Investments:
BER Flughafen
Diese Baustelle - bis jetzt wurden 4,2 Mrd. € investiert -würde ich ihm zutrauen und wir könnten wohl kaum so schnell schauen, wie er fertig würde. Allerdings nur, wenn man die Chinesen bauen lässt, die brauchen für einen International Airport (Shanghai-Erweiterung) kaum 2 Jahre von der Planung bis zum ersten Start. Und wir wären das ungeliebte Ding los. Schenken wäre dabei auch eine Option. Und die Politiker können sich auf die Schulter klopfen.
Karstadt
Karstadt hat bereits Erfahrungen mit US-Investoren, aber nicht mit solchen, die wirklich bereit sind, zu investieren. Herrn Schäuble sollten wir allerdings nicht mit einbeziehen, sonst kommt vielleicht auch hier der Kommentar, der Antragsteller solle erst seine Hausaufgaben machen. Vorteil: in der Bude läuft wieder was und unsere Innenstädte werden wieder schöner.
Stromtrassen
Da kommen wir ohne fremde Hilfe wahrscheinlich auch nicht weiter. Bevor hier die Lichter ausgehen (Filbinger lässt grüssen) und/oder uns die EEG-getunten Strompreise durch die Decke gehen, bräuchten wir einen Experten. Sonst wird das zarte Wirtschaftswachstum wieder eingehen, wie ein Primeltopf an der Nordseite.
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Dienstag, 17. Februar 2015
Wörtersee
Kalumbuff
Manchmal bleibt man an einem Wort kleben, sei es dass es besonderes auffällig ist, man es noch nie gehört oder gelesen hat, weil es einen besonderen Klang hat oder Erinnerungen hervorruft. Manchmal vereinen sich Wörter auch zu Wortspielen oder sie finden ihren Platz durch eine Verwechslung oder einen Versprecher. Verunglückte Zitate sind auch schön.
Eines dieser Wörter ist Kalumbuff:
Erfunden hat es mein Sohn im Alter von 2 oder 3 Jahren (kann auch schon 4 gewesen sein). Er verwendete dieses Wort, wenn es ihm nicht rechtzeitig gelungen war, das Örtchen aufzusuchen und das Häufchen daher anderweitig beseitigt werden musste.
Es ist nicht nur eine völlige Neuschöpfung bis heute, sondern klingt sehr viel besser, als es riecht. Es ist auch lautmalerisch und sollte auf der zweiten Silbe betont werden, dann klingt es besonderes gut. Die Lautfolge drückt auch eine Bewegung aus, wenn etwas herabfällt und auch der unangenehme Geruch ist schön enthalten.
War ich vielleicht stolz.
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Montag, 16. Februar 2015
Treibgut
Technik:
Die Mission der ESA-Raumsonde ROSETTA kostete rd. 1 Mrd. €. Allerdings wurde es versäumt, eine leistungsfähige Energieversorgung mit einzubauen (die es gibt, die aber nicht politisch korrekt erschien), man beschränkte sich auf Solarmodule, die jedoch aufgrund der grossen Sonnenentfernung nicht genügend Energie beisteuern können. Jetzt hofft man, dass sich mit Annäherung an die Sonne im Landemodul PHILAE (Kosten 200 Mio €) wieder Leben regt. Dummerweise liegt das Landemodul im Sonnenschatten, an einen Asteroidenhügel gelehnt.
Hervorragend geklappt hat jedoch der Anflug, der knapp 10 Jahre dauerte. Ein herausragende Leistung.
Risiken der Fortpflanzung:
In Frankreich wurden, wie erst Jahrzehnte später festgestellt wurde, nach der Entbindung in einer Klinik neugeborene Mädchen vertauscht. Warum liest man nichts darüber, dass die Mütter auch vertauscht wurden? Ich bin bei gesunden Müttern und normalem Schwangerschaftsverlauf für Hausgeburten.
Interessant war ja der Hinweis einer der vertauschten Mütter, die festgestellt hatte, dass ihre Tochter beim Nachmessen der Körpergrösse zwei Wochen nach der Geburt 7 cm grösser sein sollte, dass da etwas nicht stimmen könne. Sie wurde mit dem Hinweis abgespeist, dass die Messinstrumente eben ungenau wären.
Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Nun, bei einer Entfernung von mehreren hundert Millionen km zu einem Asteroiden schafft man eine Punktlandung, aber bei Vermessen eines Babys verhaut man sich um 7 cm. Und gibt dann noch blöde Antworten.
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Mittwoch, 11. Februar 2015
Yakov Kreizberg - das letzte Konzert
Im Januar 2011 besuchte ich in Freiburg ein Konzert des SWR-Sinfonieorchesters mit Yakov Kreizberg als Dirigent und Kirill Gestein als Solist.
Auf dem Programm standen Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 und Rachmaninows 2. Sinfonie. Ich saß in der 3. Reihe, also ziemlich nahe am Orchester, die Geiger und der Pianist waren nur wenige Meter entfernt und Yakov Kreizberg konnte ich etwas von der Seite sehen.
Es waren berufenere und fachkundigere Leute, Kritiker eben, die das Konzert beschrieben und es als herausragend bezeichneten. Ich möchte mich dem nur anschliessen und sagen, dass es ein aussergewöhnliches Erlebnis war, ein Konzert, das mir immer in Erinnerung bleiben wird und das verdanke ich ganz besonders Yakov Kreizberg. Schon wenige Wochen nach dem Konzert ist er an leider Krebs gestorben, was mich sehr betroffen machte.
Ich wusste damals nicht, dass er krank war, so schwer krank, dass er wohl nur noch dieses eine Konzert dirigieren konnte und dass es deswegen an ein Wunder grenzt, dass jemand, den Tod vor Augen, noch dirigieren kann.
Ich spürte jedoch von Anfang an, dass es ein ganz besonderer Konzertabend werden würde. Schon mit den ersten Takten war mir bewusst, dass es um mehr ging, als um Noten, um Beethoven oder Rachmaninow. Ich spürte, dass sich hier ein Mensch mit all seiner Kraft, seiner Phantasie, seinem musikalischen Intellekt und mit allem, was ihn als Menschen auszeichnete in dieses Konzert einbrachte. Dieser Wille, der sich hier in seinem Dirigieren zeigte, umspannte das ganze Orchester, den Solisten und strahlte auf das Publikum. Wie gebannt sah ich die Musizierenden, hörte die Musik, den Atem der Musiker, die Bogengeräusche, das Vibrieren der Saiten, die Hammerschläge des Flügels in einer Intensität, wie es zuvor noch nie erlebt hatte.
Wenn ich ihn ansah, so schräg von hinten, bewunderte ich seine Bewegungen, seinen stummen Dialog mit dem Orchester, und ich bemerkte, dass er unter dem weit geschnittenen schwarzen Sakko mit Stehkragen, einen kleinen Spitzbauch hatte. Nicht dass dies in irgendeiner Weise gestört hätte, aber es passte überhaupt nicht zu seiner Statur und Erscheinung und ich dachte mir, dass irgend etwas nicht stimmen konnte. Eine Krankheit vielleicht?
Irgendwie stellte ich einen Bezug zwischen dem Konzert und dem, was ich beobachtete her, und gewann immer mehr den Eindruck, dass es bei diesem Konzert um mehr ging, als nur einen Teil einer Tournee oder gar einen Kalendereintrag, eine Verpflichtung, die es zu erfüllen galt. Ich spürte förmlich, dass es für Yakov Kreizberg ein ganz besonderer Abend war, ein Vermächtnis, ein ausserordentliches Bekenntnis seiner Musik, seiner Berufung, seiner Leidenschaft, eine letzte grosse und wundervolle Anstrengung und Ausdruck seiner Seele, seines Lebens.
Dass es sein letztes Konzert werden würde, dass der Tod so unmittelbar bevorstand, wusste ich damals noch nicht. Aber was ich sah und erleben durfte, war ein einzigartiges Konzert. Sein letztes Konzert und auch wie ein Wunder.
P.S. am 24.2.2015:
Es gab noch ein Konzert in Amsterdam im Februar 2011.
Mittwoch, 4. Februar 2015
Menahem Pressler - ein Glücksfall für Musikliebhaber
Neulich sah ich im Fernsehen einen Beitrag über diesen ganz besonderen Pianisten, der mit 90 Jahren eine Solokarriere begann, nachdem er über 55 Jahre mit dem weltberühmten Beaux Arts Trio in der ganzen Welt unterwegs war.
Lächelnd und voller Energie erzählte der sympathische Veteran des Flügels, der 1923 in Magdeburg geboren wurde, aus seinem Leben, von seiner Vertreibung bzw. der Flucht aus Deutschland nach Israel, seiner musikalischen Ausbildung, seiner Heirat und seiner Auswanderung in die USA. Und von den vielen Konzertreisen.
Sein erstes Solokonzert bei uns fand 2014 statt und bei dieser Gelegenheit lud ihn Sir Simon Rattle ein, mit den Berliner Philharmonikern das Silvesterkonzert 2014 in Berlin zu spielen. Sein Kommentar dazu: "Ich bin ein Glückspilz!"
Leider habe ich die Sendung vom Silvesterkonzert verpasst, spielte er doch eines meiner Lieblingsstücke, das Klavierkonzert von W.A. Mozart in A-Dur, KV 488.
Wie bei so vielen Interviews mit jüdischen Verfolgten des Nazi-Regimes fällt mir auch bei ihm auf, dass er nicht verbittert ist oder wirkt, obwohl er viele Mitglieder seiner Familie in KZs verloren hat und allen Grund dazu hätte. Es sind oft Menschen darunter, die nicht nur weiterlebten, sondern einen besonderen Weg des Neuanfangs gingen, egal in welcher Hinsicht. Das hat nicht mit Vergessen oder Verdrängen zu tun. Diese Menschen bejahen das Leben. Vielleicht, weil sie durch die schrecklichen Ereignisse erfahren mussten, wie kostbar es ist. Und viele kommen nach Deutschland zurück, als Besucher oder für länger. Dafür könne wir dankbar sein.
Hier ein lesenswerter Artikel: http://www.rbb-online.de/kultur/beitrag/2014/12/menahem-pressler-bei-den-berliner-philharmonikern.html, geschrieben von Maria Ossowski.
Montag, 26. Januar 2015
Kometenhaft schnell - 2004 BL86 saust vorbei
In astronomischen Dimensionen sehr nahe - nur 1,2 Mio km von der Erde entfernt - rast der Asteroid 2004 BL86 an uns vorbei. Ob er wiederkommt, der rd. 500-700 m dicke Himmelskörper?
Experten überlegen schon, ob und wie man grösseren Objekten, die nicht vorbeirasen wollen, sondern auf uns zielen, begegnen oder sie ablenken oder aufhalten kann.
Einige Hollywood-Filme haben ja tolle Beispiele gezeigt, wie man mit solch einer kosmischen Bedrohung fertig werden kann. Anschliessend gratuliert dann der amerikanische Präsident, nachdem er vorher, im Angesicht der Gefahr, dem Volk zugerufen hatte: "God bless you all".
Ganz so einfach wird es wohl nicht, den immerhin hat der Klotz eine Geschwindigkeit von knapp 60.000 km/h. Da fällt mir grade nichts ein, was, von Menschenhand gemacht, so schnell sein kann. In jedem Fall muss gut gezielt werden.
Bleibt zu hoffen, dass es so bald nicht eintritt. Bruce Willis und Milla Jovovich sollten auf jeden Fall im Expertenteam dabei sein, aber bitte keine deutschen Politiker oder EU-Kommissare, sonst wird alles zerredet oder an einer EU-Verordnung gebastelt. Die Linken sollten wir schon gar nicht befragen, sonst wird einer fatalen Willkommenskultur das Wort geredet. Wenn die CDU und die SPD beginnen, ernsthaft hierüber nachzudenken, kommt dann auch nur eine Kometensteuer heraus, die im Gegensatz zum Soli für immer gilt. Oder war es anders herum?
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26.01.2015,
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Dienstag, 20. Januar 2015
Zu nachtschlafender Zeit - von Nobelpreisträgern und vergriffenen Büchern
Kürzlich, es war schon nach Mitternacht, zappte ich durch die Kanäle und blieb bei einem ARD-Kanal namens ARD alpha hängen.
Der Titel der Sendung schien wie geschaffen für mich: "Wissenschaft für Schlaflose" (nächste Sendung in der Nacht von Donnerstag auf Freitag diese Woche). In Lindau am Bodensee, der Schwabe verschluckt bei der Nennung dieses Namens das "n", treffen sich Nobelpreisträger mit jungen Forschern und referieren über ihre Forschungsgebiete.
Das Thema war Mikrobiologie, Entwicklungsbiologie und Genetik, hochinteressant wie immer. Etwas störend war, dass die Tonqualität ziemlich dürftig war und der Vortragende Englisch mit ziemlichem Akzent sprach. Ich verstand daher schon akustisch nicht alles und den Inhalt möchte ich jetzt nicht ausbreiten, weil ich zu wenig davon verstehe. Nur soviel, dass es um die Tatsache ging, wie sich eine Fliegenzelle wehrt, wenn man ihr Bakterien verabreicht. Das Verständnis dieser Prozesse, die auf genetischer Ebene gesteuert werden, ermöglicht offenbar Rückschlüsse auf das Verhalten der ersten mehrzelligen Organismen.
Interessant war, dass der Referent, Herr Jules Hoffmann, Nobelpreisträger 2011 für Physiologie oder Medizin, Franzose (sein Englisch sei ihm daher verziehen), mehrere Male unsere Nobelpreisträgerin, Frau Dr. Christiane Nüsslein-Volhard (Nobelpreis 1995), erwähnte, die eine Molekülgruppe, die bei der Immunabwehr eine Rolle spielte, "Spaetzle" taufte. Nun, sie arbeitet ja in Tübingen.
Da ich nicht die ganze Nacht aufbleiben wollte und dem Vortrag auch akustisch nicht leicht zu folgen war, ging ich anderntags in eine Buchhandlung und wollte ein Buch von ihr kaufen (dtv 2004: Das Werden des Lebens). Enttäuscht musste ich feststellen, dass das Buch vergriffen ist. Und das ist der Skandal.
Jetzt haben wir eine Spitzenforscherin im Land und bringen es nicht fertig, ein Buch von ihr neu aufzulegen. Wahrscheinlich ist es eher in englisch, französisch oder chinesisch erhältlich. Da bauen wir Riesenautos (SUVs usw.), die kaum ein Mensch wirklich braucht, und sind nicht bereit, Bücher zu drucken.
Wer sich dafür interessiert, hier ein Link nach Lindau: http://www.lindau-nobel.org
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